Im Jahr 2020 wurde Neil Young 75 und sein bahnbrechendes Album „After the Goldrush“ 50 – für die Heidelbergerin Marla und den Kanadier David Celia eine perfekte Gelegenheit, um einen ihrer Lieblingskünstler ausgiebig musikalisch zu feiern. Das Konzert im aus – verkauften alten Karlstorbahnhof war ein voller Erfolg, es gab begeisterten Applaus im Publikum und in den Kritiken. Mit einer eigens zusammengestellten Band hatte das Duo die teilweise recht unbekannten Songs neu zum Leben erweckt und den Hunger nach Zugaben mit zahlreichen weiteren Hits des kanadischen Vorzeige-Weirdos gestillt.
Zwei Jahre später ist der Karlstorbahnhof umgezogen und das nächste Jubiläum steht an: Das Erfolgsalbum „Harvest“ feiert in diesem Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag. Marla und David touren in diesem Herbst mit ihrer neuen Platte „Indistinct Chatter“ durch Europa und waren sofort Feuer und Flamme für einen Heimatbesuch in Heidelberg und die zweite Runde mit Neil Young. Kein Wunder, denn das 1972 erschienene Album ist musikalisch extrem abwechslungsreich, hat Generationen von Musiker*innen inspiriert und wirkt heute immer noch erstaunlich frisch und aktuell. Nach seinem Durchbruch stand Neil Young Anfang der Siebziger unter Druck, schnell das nächste Solo-Al – bum aufzunehmen. Doch als die Platte fertig war, hatte er zunächst mit einer umständlichen Rückenverletzung zu kämpfen. Da eine Tour gesundheitlich nicht möglich war, wurde die Veröffentlichung über ein Jahr hinausgezögert. Die Verspätung entpuppte sich jedoch als ungeahnter Glücksfall: Nach der Trennung von Crosby, Stills & Nash gab es einen unersättlichen Appetit auf die Musik des Quartetts – und sei – ne ehemaligen Mitmusiker hatten allesamt bei der Aufnahme des Albums entscheidend mitgewirkt. Der Rest ist Geschichte, Songs wie „Heart of Gold“ oder „Old Man“ sind bis heute unvergesslich. Vom Songmaterial her ist die Platte dennoch ein echter Neil Young, die charakteristische Mischung aus krachen – dem Folk Rock, introspektiven Texten und zarten Gitarrenballaden trägt unverkennbar die Handschrift des großen Songwriters und Performers.
Da haben sich Marla & David Celia einiges vor – genommen, aber nach der gefeierten ersten Runde vor zwei Jahren besteht kaum ein Zweifel mehr: Die beiden können Neil Young wie wahrscheinlich kaum jemand sonst und werden den schmalen Grat zwischen individueller Interpretation und werktreuer Wiedergabe erneut mühelos meistern.